Transportbranche

Appell für bessere Arbeitsbedingungen

Nicht nur an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Internationale Arbeitsorganisation (ILO), sondern sogar an die Vollversammlung der Vereinten Nationen (UN) richtete sich ein offener Brief von vier Branchenverbänden, die die Arbeiter entlang der Lieferkette und deren Interessen vertreten. Wir zeichnen kurz nach, was von den Regierungen im globalen Maßstab angesichts immer sichtbarer werdender Krisensymptome im Logistiksektor gefordert wird.

Selbst US-Late-Night-Formate wie jenes von Comedian Stephen Colbert thematisierten zuletzt die immer weitere Kreise ziehende Lieferketten(in)stabilität häufiger. In der in New York City produzierten CBS-Sendung erhielten die Witze beispielsweise den an einem bekannten Quentin-Tarantino-Film angelehnten Rubriktitel „Cargo Unchained“ vom „The-Late-Show“-Gastgeber.

Die Metropole am Hudson River oder genauer die dort sitzende UN-Vollversammlung sowie die Organisationen WHO und ILO waren zuvor Adressaten eines offenen Briefes zum selben Thema, aber in einer selbstredend ungleich besorgteren Tonlage geworden. Vier bedeutende Branchenverbände – die Internationale Luftverkehrs-Vereinigung (IATA), die Internationale Schifffahrtskammer (ICS), die Internationale Transportarbeiter-Föderation (ITF) und die Internationale Straßentransportunion (IRU) – zählten zu den Initiatoren des Schriftstückes und sprachen dabei von einer humanitären Krise.

Konkret geht es um die allgegenwärtige Belastung der hinter den Lieferketten stehenden Arbeiter, die mit ihrem Einsatz schon vor, besonders aber seit Beginn der Corona-Pandemie die (Zwischen)Lagerung, den Umschlag und nicht zuletzt den Transport von Rohstoffen, Halbfertigmaterialien und Endprodukten sicherstellen. Dabei stoßen sie aber zunehmend an ihre Grenzen beziehungsweise befördern die vorhandenen Job-Bedingungen und die Alterung der Bevölkerung auch signifikante Verluste beim Arbeitskräftepotenzial.

Sprachrohr für Millionen Beschäftigte

Nach Medienangaben sprechen IATA, ICS, ITF und IRU für 65 Millionen Arbeitnehmer in 3,5 Millionen Unternehmen des Transportwesens. Viele weitere Millionen arbeiten in der Branche oder anderen Bereichen wie der Lagerlogistik und im durch die Pandemie stark befeuerten Online-Handel. Dementsprechendes Gewicht, verbunden mit den bereits spürbaren Auswirkungen des Mangels an Transportkapazitäten auf die Wirtschaft, besitzen die Forderungen. Denn ein weiteres Verprellen der bestehenden Belegschaft sowie das Verschrecken potenzieller Neuzugänge in diesen Berufsfeldern kann sich die Gesamtgesellschaft eigentlich nicht leisten.

Zentrale Punkte für Verbesserung der Lage

Aus den Forderungen der Branchenverbände und anderer Interessenvertreter lassen sich einige zentrale Ansatzpunkte herauslesen, die die Situation verbessern könnten. Dazu zählen:
• Angemessene Bezahlung
• Verbesserte Bedingungen während der Arbeit, aber auch bei Pausenzeiten
• Strengere Kontrolle bestehender gesetzlicher Regelungen zur Stärkung der Arbeitnehmer
• Zugang zum COVID-19-Impfstoff auch abseits der wirtschaftsstärksten Nationen

Je nach Transportmodus differenziert sich das Forderungsprofil selbstverständlich aus. Zugführer, Seeleute, Piloten oder LKW-Fahrer sind mit unterschiedlichen Problemstellungen konfrontiert, aber sie eint der Wunsch nach einem Wandel des Status Quo.

Wichtige Weichstellungen vonnöten

Bestehende Regierungen auf dem gesamten Globus und auch neu zu bildende, wie gerade in Deutschland zu beobachten, müssen sich abseits der Pandemiebekämpfung dieses Themas dringend verstärkt annehmen. Denn in der aktuellen Situation zeigt sich erneut, dass ohne die Leistungsfähigkeit und Resilienz von Lieferketten sowie jener in der Logistik beschäftigten Menschen jeder Wirtschaftsaufschwung nicht zur Blüte reifen kann. Rohstoffe und Enderzeugnisse müssen, ob mittels interkontinentaler Multimodalverkehre oder der sehr kurzen Auslieferung auf der letzten Meile, vom Versender zum Empfänger gelangen, um die arbeitsteilig organisierte Weltwirtschaft bestmöglich zu unterstützen und vor allem um die Versorgungssicherheit zu garantieren.

Eine Peak Season in Quartal 4 wie in diesem Jahr wird die Branche in jüngerer Vergangenheit nicht erlebt haben, so viel ist wohl schon weit vor Weihnachten ohne Übertreibung zu prognostizieren. Mit den richtigen Maßnahmen und Anreizen sollten der Staat, aber auch Verlader und Verbraucher, die den Wert der Branche unter Umständen immer ein wenig unterschätzten, einem Kollaps der Systeme entgegenwirken.

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